Autos brauchen reichlich Energie, Batterien speichern grundsätzlich zu wenig: Siemens will deshalb den Systemvorteil der Eisenbahn auf den Straßenverkehr übertragen. Dazu hat man zwei schwere Lkw der Marke Mercedes mit Stromabnehmern und einem modifizierten Antrieb ausgerüstet, der zwei Betriebsformen zulässt. Erstens steht eine Oberleitung zur Verfügung, fahren die Prototypen rein elektrisch wie E-Lokomotiven; zweitens ist kein Draht mehr am Himmel, springt ein Dieselmotor an, der einen Generator antreibt und so den Elektroantrieb mit Energie versorgt.
Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt mit über zwei Millionen Euro aus der Staatskasse. Auf einem ausgedienten Militärflughafen in der Nähe von Berlin ist die erste Teststrecke Ergerichtet: eine rund eineinhalb Kilometer lange, mit Fahrdrähten überspannten Gerade, unter der die stromsaugenden Laster fahren.
Oberleitungsfahrzeuge haben als Trolleybussen, auch mit Zusatzdiesel, längst ihre Funktionstüchtigkeit bewiesen. Geklärt werden müsste, ob die weiträumige Verkabelung des Fernstraßennetzes ökologisch und wirtschaftlich vernünftig ist.
Und die Umweltfreundlichkeit? Ein 40-Tonner schluckt knapp 30 Liter Diesel und emittiert damit weniger als 80 Kilogramm Kohlendioxid auf 100 Kilometer. Elektrisch betrieben, würde er auf dieser Strecke mindestens 200 Kilowattstunden verbrauchen. Nach Erhebungen des Umweltbundesamts entstünden dadurch im aktuellen deutschen Strommix etwa 112 Kilogramm Kohlendioxid.
Für die Ausstattung des deutschen Autobahnnetzes mit Fahrdrähten müsste die Bundesrepublik knapp 15 Milliarden Euro aufbringen. Hinzu käme eine Verdopplung des Preises der Fahrzeuge, also 90.000 Euro Zusatzkosten pro Lkw.
Die Deutsche Bahn-Tochter DB Schenker, einer der größten Lkw-Spediteure Europas, beurteilt das Siemens-Projekt entsprechend skeptisch: „Ob ein solches System vernünftig finanzierbar ist, lässt sich für uns im Moment nicht absehen“, erklärt Sprecherin Kerstin Eckstein.
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