30.12.2023 – Ein grausamer Anblick: Ein roter SUV rast in eine Weihnachtsparade in Waukesha (US-Bundesstaat Wisconsin) und tötet mindestens fünf Menschen. Die Motive des Fahrers sind unklar. Der Fall zeigt: Fahrzeuge können zu tödlichen Waffen werden – oft absichtlich.
Fahrzeug-Angriffe sind keine neue Erscheinung. Vor allem Terroristen attackieren damit wehrlose Menschen. Ihr Ziel: Angst und Schrecken zu verbreiten. Das US-Heimatschutzministerium definiert Fahrzeug-Angriffe als das absichtliche Ansteuern eines Fahrzeugs auf Personen, um tödliche Verletzungen oder erheblichen Sachschaden zu verursachen. Diese Angriffe werden auch als die „Arme-Leute-Waffe der Massenvernichtung“ bezeichnet.
Die Statistik zeigt: Fahrzeug-Angriffe sind weltweit verbreitet. Laut einer Studie der Universität Maryland gab es zwischen 1970 und 2016 insgesamt 173 solcher Angriffe, die 1.066 Todesopfer und 3.076 Verletzte forderten. Die meisten Angriffe fanden in Israel, den USA, China und Frankreich statt. In den letzten Jahren haben sich die Angriffe gehäuft. Besonders die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat diese Taktik propagiert und ihre Anhänger dazu aufgerufen, Fahrzeuge gegen Menschenmengen einzusetzen. Der IS gab sogar Tipps, welches Fahrzeug den meisten Schaden anrichten könnte.
Aber auch andere extremistische Gruppen haben Fahrzeuge als Waffe benutzt:In Nordamerika waren es vor allem weiße Rassisten und andere militante Gruppen. Laut einer Studie des International Centre for Counter-Terrorism (ICCT) gab es zwischen 2014 und 2018 weltweit 42 Fahrzeug-Angriffe, die dem islamistischen Terrorismus zugeschrieben werden können. Davon fanden vier in Deutschland statt, bei denen insgesamt 14 Menschen getötet und 95 verletzt wurden. Die bekanntesten Fälle waren der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin im Dezember 2016 und der Anschlag in Münster im April 2018.
Im Dezember 2020 fuhr ein Mann mit einem SUV in eine Fußgängerzone in Trier und tötete sechs Menschen, darunter ein Baby. Im Juni 2021 rammte ein Mann mit einem Auto mehrere Menschen in Berlin und verletzte acht, eine Frau starb später im Krankenhaus. Meist waren es psychisch kranke Täter. Und auch 2012 fuhr ein Neonazi in Baden-Württemberg nach einer politischen Auseinandersetzung seinen Wagen in eine Gruppe von Volksfestbesuchern und verletzte dabei drei Menschen.
Solche Angriffe wurden oft erleichtert durch: Unsichtbarkeit, Effektivität und Zugang. Denn die Fahrzeuge sind leicht zu beschaffen und zu bedienen. Sie erfordern wenig Vorbereitung oder Training, können aber viel Schaden anrichten und sind schwer zu stoppen. Ihr Potenzial ist riesig: Viele Menschen werden verletzt und getötet; sie lösen Panik und Chaos aus. Und oft dienen sie als Symbol für die Macht oder den Hass des Täters.
Die Terrorfahrzeuge sind alltäglich und unauffällig, erregen keinen Verdacht – bis es zu spät ist. Sie können auch als Fluchtmittel genutzt werden. Barrieren – Poller, Betonblöcke, Zäune – könnten die Autos abhalten oder abbremsen. Überwachung der sozialen Netzwerke gilt als eine wirkungsvolle Maßnahme zur Vermeidung. Denn dort kündigen Täter oft ihre Verbrechen an. emo/AI
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