Pillen erhöhen Unfallrisiko

28.11.2023 – Senioren nehmen regelmäßig Medikamente ein. Manche führen  zu Autounfällen. Ändert  sich dann der Medikamentenkonsum? Eine neue Studie von Melissa R. Riester, Expertin für Arzneimitteltherapie untersuchte die Verwendung von potenziell fahrbeeinträchtigenden (PDI) Medikamenten. PDI-Medikamente können  die Wahrnehmung, Reaktion oder Koordination stören. Beispielsweise Opioide, Antihistaminika, Benzodiazepine oder Muskelrelaxantien.

Die Studie, veröffentlicht  im Fachjournal „Pharmacoepidemiology and Drug Safety, analysierte die Daten von Medicare-Patienten. Sie waren mindestens 67 Jahre alt und zwischen 2008 und 2017 in einen Autounfall in New Jersey verwickelt.  Die meisten Unfallbeteiligten nahmen mehrere PDI-Medikamente ein. Sowohl vor als auch nach dem Unfall. Viele Patienten nahmen Medikamente aus zwei verschiedenen Gruppen ein: ein Opioid und ein Antihistaminikum.

Nur 15,9% der Patienten reduzierten die Anzahl der PDI-Medikamente nach dem Unfall. 20,3% erhöhten sie gar. Die häufigsten PDI-Medikamente, die nach dem Unfall abgesetzt wurden: Opioide, Antihistaminika und Thiazid-Diuretika. Die häufigsten PDI-Medikamente, die nach dem Unfall begonnen wurden: Opioide, Muskelrelaxantien und Benzodiazepine.

Die Studie zeigt, dass PDI-Medikamente ein ernstes Problem für die Verkehrssicherheit sind. Vor allem für ältere Menschen. Die Studienautorin fordert daher mehr Aufklärung und Beratung: „Ärzte sollten die Notwendigkeit und Dosierung von PDI-Medikamenten regelmäßig überprüfen. Patienten sollten auch Alternativen oder Anpassungen in Betracht ziehen. Zum Beispiel die Fahrzeit reduzieren, einen Beifahrer mitnehmen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.“

Die Studie hat auch Relevanz für Deutschland. Denn auch hier sind viele Senioren  auf Medikamente angewiesen. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts nehmen 76 % der über 65-Jährigen regelmäßig Medikamente ein. Davon sind 28 % PDI-Medikamente. Ein Beispiel ist das Schmerzmittel Diclofenac. Es kann Schwindel, Müdigkeit oder Sehstörungen verursachen. Ein anderes Beispiel ist das Schlafmittel Zolpidem, das die Reaktionsfähigkeit  beeinträchtigen kann.

Die Deutsche Gesellschaft für Verkehrsmedizin empfiehlt daher, die Fahreignung von älteren Menschen regelmäßig zu überprüfen. Dabei sollten auch die Medikamente berücksichtigt werden. Die Gesellschaft bietet einen Online-Test an. Dieser soll die Fahrtüchtigkeit einschätzen. Der Test ist kostenlos und anonym. emo/AI

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