10.11.2023 – Sie haben eine kranke Leber? Warum Sie lieber nicht mehr Auto fahren sollten! Eine neue Studie zeigt, dass Autofahrer mit Leberzirrhose schlechter Auto fahren können als gesunde.
Etwa 500.000 Deutsche haben eine Leberzirrhose: Eine schwere Krankheit, bei der die Leber immer mehr vernarbt und ihre Funktion verliert. Häufigste Ursachen: Zu viel Alkohol, Hepatitis oder eine Fettleber. Die Folge: Die Leber kann das Blut nicht mehr richtig reinigen. Die Gifte stammen ursprünglich aus dem Darm, wo sie von Darmbakterien abgesondert werden. Über den Blutweg gelangen sie ins Gehirn. Schlimmstenfalls führt dies zu einer Vergiftung des Gehirns, eine hepatische Enzephalopathie (HE).
Menschen mit HE haben oft Probleme mit dem Denken, dem Gedächtnis und der Konzentration. Das kann auch ihre Fahrfähigkeit beeinträchtigen. Vier von fünf Leberkranken fahren Auto. Sie neigen zu Fahrstörungen. Denn die Gehirnfunktionen werden beeinträchtigt, beispielsweise auch durch Alkoholmissbrauch. In einer Studie der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf wurde die Fahrtauglichkeit von 51 Patienten mithilfe eines Fahrlehrers untersucht. Dabei waren nur 75 Prozent der kognitiv nicht beeinträchtigten Patienten und 48 Prozent der Patienten fahrtüchtig. Eine aktuelle Umfrage unter deutschen Gastroenterologen ergab, dass 41 Prozent ihren Patienten mit HE empfehlen, mit dem Autofahren aufzuhören.
Eine Studie der University of Michigan verglich die Unfälle von 2.138 Leberzirrhose-Patienten mit denen von 6.414 gesunden. Demnach hatten Leberzirrhose-Patienten ein 1,8-fach erhöhtes Unfallrisiko. Die häufigsten Fahrfehler passierten beim Abbiegen, Spurwechsel, Überholen und Rückwärtsfahren.
Mainzer Ergebnisse
Um mehr Sicherheit zur Fahrtüchtigkeit zu erreichen, hat die Johannes Gutenberg-Universität in Mainz unter Studienleiter Christian Labenz einen speziellen Fahrtest mit einer virtuellen Brille (VR-Head-Mounted-Display) entwickelt. Dabei müssen die Autofahrer auf verschiedene Gefahren reagieren, wie zum Beispiel ein Tier, das auf die Straße läuft. Die Forscher messen dabei die Reaktionszeit.
Die Forscher haben 112 Patienten mit Leberzirrhose und 52 gesunde zum Fahrtest gebeten. Außerdem haben sie die Leberzirrhose-Patienten auf HE getestet und sie gefragt, ob sie in den letzten 12 Monaten einen Autounfall hatten. Sechs Monate wurden sie anschließend zur Unfallhäufigkeit beobachtet.
Die Ergebnisse waren erschreckend: 14 Prozent der Testpersonen mit Leberzirrhose hatten HE. Sie brauchten viel länger, um auf die Bremse zu treten. Autofahrer mit Leberzirrhose sind im Straßenverkehr gefährdet: Sieben Autofahrer der Testpersonen hatten in den letzten zwölf Monaten einen Unfall. Und in den 6 Monaten nach dem Test passierten noch zwei weitere Unfälle bei Autofahrern mit Leberzirrhose.
Fazit der Mediziner: Der Fahrtest mit der virtuellen Brille ist ein einfaches und schnelles Mittel zur Messung der Fahrtüchtigkeit mit Leberzirrhose. emo/AI