28.5.2016 – Ende einer Dienstfahrt im neuen 3er-BMW: Erschöpfte Streifenbeamte steigen aus dem Auto und klagen über blaue Flecken und aufgescheuerte Knie. Bei stundenlangen Fahrten stoßen vor allem Beifahrer mit ihren Beinen links ans Funkgerät, rechts an den Plastik-Türgriff. So steht es in einer geheimen Liste mit 25 Punkten. Angefertigt von Streifenwagen-Polizisten, in Nordrhein-Westfalen, die sich über ihren neuen Dienstwagen beschweren. Kein Einzelfall: bundesweit gibt es Kritik an der Beschaffungspolitik für Polizeiautos.
Die neue Flotte wurde vom NRW-Innenministerium beschlossen, mit der Polizeigewerkschaft vorbereitet und europaweit ausgeschrieben. BMW konnte die Anforderungen erfüllen und erhielt den Zuschlag für 1845 Dienstwagen. Jan Schabacker vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD), das für die Beschaffung zuständig ist, versteht die Kritik nicht: “Die Punkte des Leistungsverzeichnisses sind erfüllt und die Polizei hat dabei mitgewirkt”.
Der neue geleaste 3er-BMW (318d) löst den VW Passat ab, hat offensichtlich aber Nachteile. Demgegenüber blockiert bei etwa gleicher Innenraumbreite eine sperrige Mittelkonsole (Heckantrieb) wertvollen Raum. Mit vollbepacktem Gürtel und Pistole im Halfter sucht man verzweifelt eine vernünftige Sitzposition. Im Kofferraum fehlt Platz für wichtige Ausrüstung. Denn der BMW bietet etwa 100 Liter weniger Platz als der Passat.
Der Landeschef der Polizeigewerkschaft (GdP) Arnold Plickert gesteht: “Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir frühzeitig beim Lastenheft zugestimmt haben.” Darin stehen die gewünschten Ausstattungsmerkmale. Jetzt müsse man nachbessern.
Auch in Berlin kämpft die Streifenpolizei mit unzuverlässigen Autos. Wahrscheinlich legte dort Anfang des Jahres eine schwache Batterie ein Viertel der Opel Zafira-Flotte lahm. Im benachbarten Brandenburg versagte wiederum die Software des neu angeschafften Zafira, obwohl schon im Vorgängermodell Blaulicht, Martinshorn und Funk häufig ausfielen. Bayerns Polizei kennt den 3er-BMW und seine Schwachstellen zu genüge, schweigt aber.
Welche Streifenwagen-Besatzung beschwert sich in NRW denn über einen neuen Dienst-BMW? Es heißt, die Beschwerden seien auf „die körperlichen Gegebenheiten“ Einzelner zurückzuführen. Übersetzt: Möglicherweise sind die Beamten in NRW einfach zu dick.