28.10.2015 – Berliner Flughafen, Hamburger Philharmonie jetzt die Hochmosel-brücke – schlampige Planungen, fehlende Sicherheitskonzepte oder ausufernde Kosten kennzeichnen die drei Superbauwerke. Europas derzeit größtes Brückenbauprojekt zwischen Hunsrück und Eifel ist 1,7 km lang und 160 m hoch – und steht auf wackligen finanziellen Pfeilern. Der 25 km lange Bauabschnitt im Moselkreis Bernkastel-Wittlich verbindet das Rheinmaingebiet mit den Benelux-Staaten. Lagen einst die Kosten für das Gesamtprojekt bei rund 132 Millionen €, sind es mittlerweile 456 Millionen. Experten bezweifeln, dass Kosten und Fertigstellung 2018 gehalten werden können. „Wir erwarten täglich ein update dazu“, heißt es. Das könnte sich verzögern, denn im kommenden Februar sind in Rheinland-Pfalz Landtagswahlen.
Statt frühzeitig geologische Untersuchungen zu machen, bohren Bautrupps derzeit auf der Mosel-Eifelseite, um einen sicheren Grund für die bis zu 150 Meter hohen letzten drei Pfeiler zu ergründen.
Der Aachener Ingenieurgeologe Rafig Azzam, der auch für die Staatsanwaltschaft das eingestürzte Kölner Stadtarchiv begutachtet, bemängelt: „Statt Sicherheitsnachweise zu erbringen, wählte man dort die Beobachtungsmethode: Mal sehen was passiert, wenn wir dort bauen.“ Demnach scheinen auch die Berechnungen zur Statik noch nicht fertig, die derzeit schon mehrere tausend Ordner füllen. Neuberechnungen haben einen Mehrbedarf von rund 7500 t Stahl ergeben, entsprechend 25 Millionen Euro. Ursprünglich waren rund 25.000 t Stahl vorgesehen. Der Bauleiter räumte vor einem Untersuchungsausschuss einen Planungsfehler ein.
„In der Republik gibt es immer mehr solcher Projekte, die von unfähigen Leuten oder Politikern in den Sand gesetzt werden“, erklärt Azzam. So wurde auch das Prestigeprojekt von der rot-grünen Landesregierung durchgeboxt. Zu Zeiten in der Opposition stellten die Grünen noch fest: Der Moselüberweg ist ein „verkehrlich, ökologisch und wirtschaftlich nicht vertretbares Prestigeprojekt.“ Jetzt, da sie mitregieren, unterstützen sie den Brückenbau. Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) holte den Leiter des zuständigen Landesamtes für Geologie und Bergbau in ihr Ministerium, nachdem er schwere „geologische Bedenken“ erhoben hatte.