15.5.2015 – „Isch schwör bei meine Mutter, wenn du nich drauf eingehst, bring ich dich um.“ Bundesweit beschäftigen sich Kripobeamte mit Erpressern, die Autoverkäufer mit solchen Beschimpfungen bedrohen. Es ist immer die gleiche Masche, mit der sie ihre Opfer am Telefon verunsichern, einschüchtern und dann in Angst und Schrecken versetzen. Auch Alexander K. aus einer mittelhessischen Kleinstadt erinnert sich noch an die Worte des Erpressers: „Er beschimpfte und bedrohte mich und sagte, der Wagen habe einen Zylinderkopfschaden, er wolle 2000 Euro vom Kaufpreis für die Reparatur zurück.“ Dabei war der Verkauf seines Renault Espace für 3200 Euro problemlos abgelaufen. Auf die Anzeige mit Bild, Beschreibung und Handynummer meldete sich ein junger Mann, der sich den Wagen ansah, bezahlte und direkt mitnahm.
Eine Woche später der Drohanruf vom angeblichen Bruder des Käufers. Alexander K., Beamter, aber war auf der Hut: Ein Kontrollanruf zeigt, es gibt keinen Bruder und das Auto läuft bestens. K. erstattet Anzeige bei der Kripo Gießen wegen betrügerischer Erpressung. Anders lief es in der Heimat der Rosenheim Cops. Beim Polizeipräsidium Oberbayern meldeten sich mehrere Autoverkäufer, die hohe Beträge an Erpresser gezahlt hatten. Ein 49-jähriger Rosenheimer überwies beispielsweise 3000 Euro für den geforderten Rückkauf seines Wagens. Weitere 1500 Euro verweigerte er als der Wagen nirgendwo auftauchte, erstattete statt dessen Anzeige.
Die Erpresser gehen gut organisiert vor, besorgen sich gezielt die Daten der Autoverkäufer und rufen aus dem Ausland an. “Es handelt sich um eine Nummer mit der libanesischen Vorwahl 00961”, sagt Uwe Westermann von der Kriminaldirektion Trier, der die Szene aus zahlreichen Fällen kennt. Am anderen Ende der Leitung “arbeitet” auch ein Bekannter der Kripo. Er wird per Haftbefehl gesucht und gehört zu einer libanesischen Familie in Berlin. “Er ruft oft hundert Mal am Tag in ganz Deutschland Leute an, die ihr Auto bei eBay, Autoscout24 oder Mobile.de verkaufen wollten und ihre Telefonnummer angegeben haben”, weiß Hauptkommissar Westermann. Sie sollen Geld auf ein Western Union-Konto überweisen. Diese seriöse Bank bietet weltweit schnellen Bargeldtransfer an; mit legalen Zahlungsanweisungen können Betrüger genau so einfach Geld abheben und verschwinden. “Bundesweit sind einige Hundert Autoverkäufer solchen Erpressern auf den Leim gegangen”, sagt Ermittler Uwe Westermann. Allein in Rheinland-Pfalz haben erpresste Autoverkäufer mehrere Zehntausend Euro überwiesen.