Der Motorsport hat einen neuen Formel-1-Weltmeister: Lewis Hamilton vom Team McLaren-Mercedes. Verholfen hat ihm dazu sein Mercedes-Benz FO 108V-Motor mit acht Zylindern und mehr als 700 PS Leistung. Motorsport? Gerade im Jahr der Olympischen Spiele fragen sich Kritiker: Bringen Fahrer und Fahrzeug überhaupt eine sportliche Leistung? Treibt der Motor den Sportler oder treibt der Motor selbst Sport? Schon Karl V. soll sich gefragt haben, ob das Pferd ein Teil des Reiters oder der Reiter ein Teil des Pferdes sei.
Heutzutage treten Automobilhersteller oft an, um die überlegenen technischen Lösungen ihrer Produkte zu präsentieren. Dies gefährdet den sportlichen Charakter des Rennsports. So bemängelte schon Ex-Weltmeister Niki Lauda: „Es ist leicht geworden mit den modernen Formel-1-Autos zu fahren, du musst nur noch lenken.“ Und Ex-Rennfahrer Eddie Irvine meinte einst zum Einsatz einer Traktionskontrolle, die beim Start durchdrehende Räder vermeiden sollte: „Sie setzt soviel Talent voraus, wie das Bedienen eines Lichtschalters.“ Reichen solche Tatsachen aus, um die Formel 1 als ernstzunehmende Sportart in Frage zu stellen?
Etwa drei Milliarden Menschen verfolgen jede Saison die Formel 1 an der Strecke oder im TV, rund eine Milliarde Euro investieren Sponsoren in das schnelle Geschäft. Da blicken Funktionäre seriöser Sportarten neidvoll hinterher. Der letzte freie Fleck auf dem Anzug von Lewis Hamilton sei für die Wirtschaft wichtiger als die gesamte Förderung des olympischen Sports, meinte dazu ein hoher Olympia-Funktionär. Bei der letzten Olympiade in China erhielten viele Olympiasieger nur ein „Taschengeld“.
Automobilhistoriker Harry Niemann bedauert die mangelnde Attraktivität der olympischen Disziplinen: „Man sollte sich aber Gedanken darüber machen, warum die Wagenrennen bei den Olympischen Spielen der Frühzeit die wohl spektakulärsten Wettbewerbe waren – und die römischen Wagenlenker zu den bestbezahltesten Sportlern gehörten.“
Eigentlich hat „Motor und Sport“ auch eine enge Beziehung zu den Olympischen Spielen: 1894 beschließt der internationale Athletik-Kongress in Paris die Olympischen Spiele der Neuzeit, am folgenden Tag veröffentlicht das „Petit Journal“ die Ausschreibung zu einem „Pferdelosen Wagenrennen“, das zwei Wochen später von Paris aus startet. Und selbst offiziell wurde von den Olympioniken der Motorsport anerkannt: 1908 fand in London auf der Themse als Olympische Disziplin ein Motorbootrennen statt.
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