Porsche 911 segelt auf der Straße

Vorausschauendes Fahren und Mitschwimmen im fließenden Verkehr sind beliebte Spritsparmodelle – allerdings selten für Sportwagenfahrer. Jetzt können aber selbst Piloten des Super-Sportwagens 911 von Porsche mit der Funktion „Segeln“ Kraftstoff sparen. „Segeln“ baut auf Start/Stopp-Systeme auf. Bei Start/Stopp wird der Verbrennungsmotor abgeschaltet um Kraftstoff zu sparen. Alle neuen 911 Carrera-Modelle sind weltweit mit einem Start/Stopp-System ausgestattet, mit dem sich Verbrauchsvorteil von bis zu 0,6  l/100 km ergibt. Auf das rollende Fahrzeug übertragen wird dort die Kraftstoffeinspritzung abgeschaltet und der Verbrennungsmotor geschleppt. Die nächste Stufe, das Abkoppeln des Verbrennungsmotors während des Ausrollvorgangs, wird üblicherweise als Segeln bezeichnet.

Grundsätzlich ist Segeln aus den Porsche Full-Hybrid-Fahrzeugen Cayenne und Panamera bekannt, dort jedoch bei  abgeschaltetem Motor. In den neuen  911  Carrera-Modellen  mit  PDK-Getriebe läuft der Motor  im  Leerlauf  weiter und  treibt Nebenaggregate  wie Lichtmaschine und Klimakompressor weiter an.  Im  Vergleich zur bekannten Schubabschaltung in vielen Automodellen wird dort im  eingekuppelten Zustand  zwar  kein  Kraftstoff  verbraucht,  aber  dafür  „bremsen“ die  höheren Schleppverluste das Fahrzeug deutlicher.

Beim Segeln wird vorausschauendes Fahren besonders belohnt. So lässt sich beispielsweise im Gefälle ein der Verkehrssituation  entsprechendes Tempo anpassen – bei Leerlaufverbrauch.  Genau die  gleiche   Geschwindigkeit  kann  im eingekuppelten  Zustand  erreicht  werden,  wenn  der  Fahrer  per   Gaspedal  ein Motordrehmoment  von  genau  null  Nm  bei  der  vorliegenden  Drehzahl einstellt.  Das bedeutet bis zu 1,8 l weniger Kraftstoffverbrauch auf 100  km.

Oder beim Anrollen auf einen Kreisverkehr: Fährt  man  vorausschauend  und  geht   frühzeitig  in  den Segelbetrieb,  so  erreicht das Fahrzeug idealerweise die passende Geschwindigkeit zum Durchfahren des  Kreisverkehrs. Die Porsche-Entwickler haben errechnet, dass sich in Verbindung mit dem Porsche-Doppelkupplungsgetriebe, einer optimierten Motorenpalette und dem serienmäßigen Start-Stopp-System im Elfer der Schadstoffausstoß um bis zu 14 Prozent senken lässt.

Der geringe Kraftstoffverbrauch im Leerlauf wird durch häufige Segelphasen kompensiert. Ingenieure von Bosch haben auf ausgesuchten Rundkursen um Stuttgart einen Segel-Fahranteil von durchschnittlich 27 Prozent der Fahrstrecke ausgemacht. Im Alltagsbetrieb soll Segeln demnach bis zu zehn Prozent Verbrauchseinsparung bringen – zusätzlich zum Start/Stopp-System.

Technische Veränderungen an der Ansaugstrecke   sowie  der Abgasanlage und ein verbessertes Motormanagement steigerten letztlich die Leistung des 3,8-Liter-Motors im 911 Carrera S auf 400 PS. Spezielle Funktionen im Getriebe sorgen für ein schnelles Ansprechen des  Motors auf  Gaspedal  und Schaltbefehle. Die  Funktionslogik  für  das  Segeln  ist  im  Porsche-eigenen Intelligenten Schaltprogramm (ISP) integriert. Auch die Segel-Blockade: Beschleunigt das Fahrzeuge bei starkem  Gefälle,  ist   es  besser,  den Kraftschluss nicht zu unterbrechen und die Schubabschaltung zu nutzen.  Trotz all dieser Features wird der Porsche-Fahrer nicht bevormundet: Bei  sportlicher Fahrweise wird das Segeln  unterdrückt, um den Fahrfluss nicht durch  häufiges Ab- und  Ankoppeln  zu  stören.

Segeln hat das gleiche Erfolgspotenzial wie die Start/-Stopp-Systeme. 2008 waren etwa fünf Prozent aller Neuwagen in Europa mit Start/Stopp-Technik ausgerüstet, Ende diesen Jahres soll es schon jeder zweite Neuwagen sein.