Sitzbezüge werden übers Internet gestrickt

Meist verfeinern neue Entwicklungen nur eine schon bestehende Technik: Grundlagen sind vorhanden, Optimierung ist gefragt. Gelingt aber ein „Big Bang“, dann laufen die Maschinen heiß. In diese Kategorie passt ein neues Verfahren in der Textilindustrie, das die Herstellung von Sitzbezügen revolutioniert.

Neue Verfahrenstechnik entwickelt

Friedrich A. Roell hat eine dreidimensionale Strick-Web-Technik entwickelt, die auf der Herstellung so genannter räumlicher Strukturen basiert. Roell ist Diplom-Ingenieur bei der Trisit Textiltechnologie GmbH, die zur Unternehmensgruppe von Recaro, Kirchheim/Teck, gehört. „Wir haben diese Technologie mit weltweit patentierten Verfahrenstechniken zur Produktion von .räumlichen Strukturen‘ mit einer definierten Einbringung von Schussfäden und/oder Kettfäden ergänzt“, erläutert Friedrich Roell.

Das bedeutet, dass die aus der Stricktechnik bekannten Maschen mit den aus der Webtechnik bekannten Schuss- und Kettfäden beliebig kombinierbar sind. Der Vorteil: variable Festigkeit und Elastizität kombiniert mit verschiedenen Webstrickbindungen. Damit entsteht in nur einem Arbeitsgang eine komplexe 3D-Struktur mit unterschiedlichen Oberflächen – ohne jeglichen Zuschnitt.

Strickbezüge in 3-D

Kein Materialabfall mehr Die patentierte Technik ermöglicht einen individuellen Sitzbezug in Form und Design mit integrierten Befestigungselementen in einem Arbeitsgang und ohne Materialabfall. Bei konventioneller Fertigung muss dagegen das Gewebe nach Schablone zugeschnitten und mit entsprechenden Spezialnähmaschinen maßgenau konfektioniert werden. Nun können auf adaptierten Textilmaschinen Sitzbezüge jeglicher Kontur in dreidimensionaler Geometrie hergestellt und beliebig kombiniert werden: aus unterschiedlichen Materialien, in diversen Farben, Strukturen, Mustern und Bindungen. Damit lässt sich mit verschiedenen Fadenleitelementen eine unterschiedliche Festigkeit oder Elastizität an jedem Punkt des Sitzbezugs erreichen. Die neue Technik bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber der konventionellen Fertigung. Friedrich Roell: „Der wohl wichtigste Punkt ist die Fertigungszeit. So können wir jetzt auch Klein- und Spezialserien innerhalb weniger Tage herstellen, ohne den sonst üblichen mehrwöchigen Vorlauf.“

Autositz aus gestricktem Leder

Viele Automobilhersteller geben sich in Kirchheim/Teck mittlerweile die Klinke in die Hand. Und Trisit plant bereits neue Produktionsstätten im In- und Ausland. Erfinder Roell denkt aber schon weiter: „In Zukunft können die Sitzhersteller ihre Aufträge zur individuellen Sitzbezugfertigung direkt via Internet zu uns senden. Dort werden die Daten zu den elektronisch gesteuerten Textilmaschinen weitergeleitet und binnen kürzester Zeit sind die Sitzbezüge lieferbar.“ Schon Ende des Jahres soll es soweit sein. Für den Autofahrer ist der „individuelle Designsitzbezug“ gleichbedeutend mit neuen Materialien in Kombination mit ergonomisch geformten Sitzbezügen. Während derzeit überwiegend Polyester verarbeitet wird, kommen künftig verstärkt „intelligente“ Fasern mit funktionalen Sitzbezugstrukturen zum Einsatz. Auch mit neuartigen Lederfäden experimentieren die Ingenieure: In Oberklasse-Fahrzeugen sitzen Autofahrer dann bald auf „gestricktem“ Leder.


Kommentare

Eine Antwort zu „Sitzbezüge werden übers Internet gestrickt“

  1. Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

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