VW-Chef stellt Antriebsstrategie vor

Um den immer strengeren Umweltvorgaben gerecht zu werden, will der Volkswagen-Konzern in seiner gesamten Produktpalette künftig neue Maßstäbe setzen. Dies kündigte Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorsitzender der Volkswagen AG, kürzlich auf dem 28. Internationalen Wiener Motorensymposium an. „Dabei setzen wir insbesondere auf die Weiterentwicklung unserer hoch effizienten TDI-, TSI- und TFSI-Aggregate sowie die innovative DSG-Technologie in sämtlichen Fahrzeugklassen“, so Winterkorn. Er erläuterte in seinem Vortrag die Fahrzeug-Antriebsstrategie, das Zusammenspiel von Motor, Getriebe und Fahrwerk.

Von der Rennstrecke zum Kunden

Mit dem spektakulären Sieg des Dieselrennwagens Audi R10 TDI beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans habe man einmal mehr bewiesen, welches Potenzial in der Dieseltechnologie stecke. Mit der jüngsten Motorengeneration will VW die Vorzüge des erfolgreichen TDI-Prinzips auf den Ottomotor übertragen: Hohes Drehmoment und hoher Wirkungsgrad – bei niedrigem Verbrauch.

Hier startet man mit der A00-Klasse, in der wir schon bald ein TDI-Modell anbieten werden. Der Polo BlueMotion ist mit nur 3,9 Liter Durchschnittsverbrauch das sparsamste Auto seiner Klasse in Europa.

Die wichtigste technische Säule bei VW bildet der Drei-Zylinder-TDI-Motor. Er leistet bei 4.000 Umdrehungen pro Minute 80 PS. Unter anderem zeichnet er sich durch eine optimierte Abgasrückführung (EGR) aus. Ein besonders schnell ansprechender Oxidationskatalysator trägt im serienmäßigen Diesel-Partikelfilter dazu bei, die Emissionswerte zu senken. „Die CO2-Emissionen liegen bei nur 102 Gramm pro Kilometer und Sie können sicher sein, dass wir diesen Wert noch in den zweistelligen Bereich bringen werden“ verspricht Techniker Winterkorn.

Dieselmotoren für die USA

In der A-Klasse bietet Audi seit kurzem den A3 1.9 TDI economic an. Er setzt mit seinem Verbrauch von nur 4,5 Litern und Emissionen von nur 119 Gramm CO2 pro Kilometer neue Maßstäbe.

Unter dem Label „Bluetec“ treibt Volkswagen gemeinsam mit Audi und Mercedes eine Dieseloffensive vor allem in den USA voran. Bluetec steht für saubere und verbrauchsarme Dieselmotoren. Der zentrale Aspekt ist dabei die Reduzierung der Stickoxide um bis zu 90 Prozent durch innermotorische Maßnahmen und Katalysatortechnologien.

Bei den Modellen unterhalb der Passat-Klasse, wie beispielsweise Jetta BlueTec, ist eine Technologie mit NOx-Speicherkatalysator zielführend. Er bindet die Stickoxide wie ein Schwamm und erreicht damit einen hohen Wirkungsgrad.

Speicherkat wird von Software gesteuert

Der NOx-Speicherkat ist auf Dieselkraftstoff angewiesen, der extrem schwefelarm ist, weil er sonst durch Sulfatbildung an Wirkungsgrad verlieren würde. In den meisten europäischen Ländern steht dieser Treibstoff schon zur Verfügung, in den USA wird er seit Mitte Oktober 2006 auf breiter Front eingeführt.

Der erste Einsatz dieser Technologie im Jahr 2008 in den USA erfolgt im Jetta mit einem 2.0 l Common-Rail-Diesel, der die kalifornischen Grenzwerte – die strengsten der Welt – erfüllt.

Für den besonders sparsamen Einsatz des 1.9 TDI wurden im Passat BlueMotion verschiedenste Parameter des Direkteinspritzers geändert.

Über eine Software-Anpassung des Motorsteuergerätes hat man zum Beispiel die Leerlaufdrehzahl abgesenkt und die so genannte Emissionsabstimmung modifiziert – unter anderem über den Ladedruck des Abgasturboladers, die Einspritzzeitpunkte und die Abgasrückführrate.

Das Steuergerät des TDI gibt zudem eine „Gangempfehlung“ in Richtung der serienmäßigen „Multifunktionsanzeige Plus“ ab. Dort kann der Fahrer ablesen, welcher von den fünf Vorwärtsgängen gerade am effizientesten ist. Die längeren Übersetzungsverhältnisse senken die Motordrehzahl und damit den Verbrauch.

Standardmäßig sind dem 1.9 TDI ein Zweiwege-Oxidationskatalysator und ein Dieselpartikelfilter nachgeschaltet.

Clean-Diesel-Technologie

Der zum Beispiel im Audi A6 eingesetzte V6 TDI ist der weltweit erste Dieselmotor mit direkt gesteuerter Piezo-Hochdruckeinspritzung und damit das Rückgrad der V-Dieselmotorenfamilie.

Seit 2004 ist er mit einer wartungsfreien Partikelfiltertechnik ausgerüstet. Seit der Einführung im neuen Audi A5 entspricht er mit 240 PS bereits der Euro 5 Abgasnorm, die erst ab September 2009 gelten wird.

Dieser Motor wird bald zusätzlich als Clean-Diesel-Variante zur Verfügung stehen und damit die weltweit schärfsten Abgasgrenzwerte in Kalifornien (LEV II) erfüllen. Dies gelingt durch den Einsatz einer 2000 bar Piezo-Hochdruckeinspritzung und eines SCR-Systems.

Diese Clean-Diesel-Technologie wird zeitnah auch in Europa angeboten werden und damit die Euro 6 Abgasgesetzgebung erfüllen, die erst ab September 2014 gelten soll.

Super-Diesel für den Audi Q7

Der Achtzylinder TDI kam als zweites Mitglied der V-Motorenfamilie mit der neuesten Piezo-Hochdruckeinspritzung im Audi A8 zum Einsatz. Mit seinen 327 PS wurde er der leistungsfähigste Pkw-Dieselmotor weltweit im Audi Q7 eingebaut. Winterkorn: „Wir wollen diese einzigartige Leistung der Diesel-Technologie den Kunden verfügbar machen.“

Im Audi Q7 wird daher ein TDI-Motor mit 500 PS und einem Drehmoment von 1.000 Nm die Audi-Dieselkompetenz unter Beweis stellen: Euro 5 mit einem Kraftstoffverbrauch von nur 11,9 Litern.

Bei VW TSI, bei Audi TFSI

Mit dem 1.8l 5V Turbomotor hat der VW-Konzern 1995 eines der ersten Downsizing-Motorkonzepte in den Markt gebracht. 2004 folgte mit dem 2.0 TFSI der erste aufgeladene Direkteinspritzmotor. Mit der nächsten Generation der TFSI-Motoren (im neuen Audi A4) erreicht man weniger als 160 Gramm CO2 pro Kilometer Emissionen.

Den Grundstein dieser Technologie, bekannt bei VW unter dem Kürzel TSI und bei Audi unter dem Namen TFSI, hat man mit dem Golf GT und dem 1.4 TSI eine Weltneuheit vorgestellt. Er kombiniert Benzindirekteinspritzung und Doppelaufladung mit einem mechanisch angetriebenen Kompressor und einem nachgeschalteten Abgasturbolader.

„Bereits ab Mitte 2007 kommt die Erweiterung der TSI-Strategie in die 90 kW-Klasse“, verspricht Winterkorn. Zusammen mit dem Doppelkupplungsgetriebe werden dann im 122-PS-Golf weniger als 140 Gramm CO2 pro Kilometer erreicht.

Vermehrt Turbo-Otto

In der B-Klasse ist bei den Ottomotoren der neue EA888-TFSI-Motor führend, auch erhältlich in der A-und C-Klasse: Zwei Hubraumvarianten mit 1.8 und 2.0 Litern als Turbo-aufgeladener Motor mit Direkteinspritzung.

Basierend auf dem EA888-Motor soll die Erfolgsstory Downsize-4-Zylinder Turbomotoren fortgesetzt werden. Parallel zu Europa läuft der Motor auch in dem neu gebauten Motorwerk im chinesischen Dalian vom Band. Neben den Benzinvarianten wird es basierend auf dem EA888 Grundtriebwerk auch CNG-und E85-Varianten geben.

VW-Chef Martin Winterkorn: „In den USA werden wir mit dem 2.0 TFSI SULEV in diesem Jahr den weltweit ersten aufgeladenen Motor mit Benzindirekteinspritzung einführen, der auch die kalifornischen SULEV-Grenzwerte erfüllt.“

2006 wurden in dem V6 2.8l-FSI-Motor mit dem Audi valvelift system und einer neuen volumen- und druckgeregelten Ölpumpe innovative Technologien in Serie gebracht. Oberhalb der V6 FSI Motoren kommt „in naher Zukunft“ eine neue Generation aufgeladener V-Motoren.

Doppelkupplungsgetriebe (DSG) etabliert sich

Die ursprünglich aus dem Rennsport stammende Idee des DSG-Doppelkupplungsgetriebes hat Volkswagen mittels einer elektronischen Steuerung optimiert. Das DSG-Doppelkupplungsgetriebe kombiniert die Vorteile von Handschalt- und Automatikgetriebe mit hoher Agilität bei niedrigem Kraftstoffverbrauch.

Beginnend mit dem ersten Einsatz im Golf R32 wurden bisher über 500.000 DSG-Doppelkupplungsgetriebe gefertigt. Aufgrund der enormen Kundennachfrage wurde die Produktion innerhalb des Jahres 2006 fast verdoppelt.

Hybrid ist kein Allheilmittel

Die Hybridtechnologie ist zwar kein Allheilmittel, aber in Metropolen und Ballungszentren kann sie sinnvoll verbrauchsmindernd eingesetzt werden. Neben der Umsetzung des so genannten FullHybrid im VW Touareg und im Audi Q7, die schon nächstes Jahr auf den Markt kommen werden, beschäftigt man sich bei VW mit der entsprechenden Technologien für die Kompaktklasse, für die Mild-Hybrid-Systeme oder Start-Stopp-Systeme prädestiniert sind. Vor kurzem hat man den Touran-Prototypen „Highbrid“ vorgestellt, der mit einer Kombination aus TSI-Motor, Elektroantrieb und Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet ist.

VW beteiligte sich im vergangenen Jahr am Aufbau eines Lehrstuhls für Angewandte Materialwissenschaften zur Energiespeicherung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Forschungsschwerpunkt sind Lithium-Ionen-Batterien. Künftig sollen sie die derzeit in Hybridfahrzeugen üblichen Nickel-Metallhydrid-Batterien ersetzen, da sie eine höhere Leistung und Energiedichte sowie eine längere Lebensdauer versprechen.

Brennstoffzelle in the year 2020?

VW hat eine in dieser Form weltweit einzigartige Hochtemperatur-Brennstoffzelle entwickelt. Sie eliminiert viele Nachteile der bisher bekannten Niedrigtemperatur-Brennstoffzellen und soll im Jahr 2009 mit ersten Prototypen in die Erprobung gehen. Die Technologie befindet sich allerdings noch im Frühstadium, mit der industriellen Reife ist wohl nicht vor dem Jahr 2020 zu rechnen.


Kommentare

Eine Antwort zu „VW-Chef stellt Antriebsstrategie vor“

  1. Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

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